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Ausbilder:in werden: Alle Infos, Voraussetzungen, Aufgaben & Pflichten

Falls Sie selbst mit dem Gedanken liebäugeln, Ausbilder:in im Handwerk zu werden, sich aber noch nicht zu 100 % im Klaren darüber sind, dann haben Sie den perfekten Beitrag gefunden. Wir verraten Ihnen nicht nur die wichtigsten Voraussetzungen, Aufgaben und Pflichten, um ein:e erfolgreiche:r Ausbilder:in zu werden, sondern zeigen auf, warum es sich um eine erfüllende und sinnstiftende Tätigkeit handelt.

Ausbilder werden

1. Der Ausbilderschein

Starten wir direkt mit dem Wichtigsten - dem Ausbilderschein (Kurzform: AdA-Schein)! Er befähigt Sie dazu, Lehrlinge zu führen, zu bilden und bewusst zu fördern. Außerdem ist er der Nachweis dafür, dass Sie die Ausbildung der Ausbilder:innen erfolgreich absolviert haben.

Mit dem AdA-Schein haben Sie große Chancen, in Ihrem Betrieb aufzusteigen oder eine höhergestellte und auch besser bezahlte Stelle in einer anderen Firma zu erwerben.

Kosten & Dauer des Ausbilderscheins im Handwerk

Kosten und Dauer für den AdA-Schein sind abhängig von der jeweiligen Region der Handwerkskammer. Bei der Bildungsakademie der Handwerkskammer Region Stuttgart erwarten Sie folgende Kosten und Lehrzeiten:

  • Preis: von 649 bis 799 € (abhängig vom Zeitmodell)
  • Dauer: von 80 bis 96 Unterrichtseinheiten (abhängig vom Zeitmodell)

Weitere Infos zum Ausbilderschein in unserer Region finden Sie unter folgendem Link: Vorbereitung auf Ausbildereignungsprüfung (AdA)

Wichtiger Hinweis

Um Preise und Dauer für Ihre Region herauszufinden, wenden Sie sich bitte an die jeweilige Handwerkskammer.

Voraussetzungen für den Ausbilderschein

Damit Sie die Ausbildung der Ausbilder:innen absolvieren dürfen, muss zwingend folgende Hauptvoraussetzung erfüllt sein:

  • Abgeschlossene Berufsausbildung in dem Beruf, in dem Sie Lehrlinge ausbilden möchten.
Wichtig

Der Ausbilderschein ist Teil der Ausbildung zum/zur Meister:in. Aus diesem Grund sind viele Ausbilder:innen gleichzeitig auch Meister:innen. Allerdings ist es möglich, die Ausbilderprüfung unabhängig von der Meisterprüfung zu absolvieren. Ein Meistertitel ist daher keine zwingende Voraussetzung, um Ausbilder:in zu werden (auch, wenn dies oft angenommen wird)

AdA-Ausbilderschein

Aufbau der Ausbildung zum/zur Ausbilder:in

Die Ausbildung zum/zur Ausbilder:in erstreckt sich auf die folgenden vier Handlungsfelder:

1. Ausbildungsvoraussetzungen prüfen und Ausbildung planen
2. Ausbildung vorbereiten und bei der Wahl der Auszubildenden unterstützen
3. Ausbildung durchführen
4. Ausbildung abschließen

Es wird also nicht nur vermittelt, wie man vorhandenes Wissen weitergibt, sondern wie eine Ausbildung geplant wird, wie man die richtigen Auszubildenden findet, welche Inhalte wichtig sind, wie die Abstimmung mit den Berufsschulen abläuft, welche Ausbildungsmethoden geeignet sind, wie die Probezeit organisiert wird und vieles, vieles mehr.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Ausbildung ist eine gewisse pädagogische Kompetenz im Umgang mit den einzelnen Lehrlingen. Unter anderem werden die folgenden bedeutenden Fragen im Rahmen des Ausbilderscheins ausführlich geklärt:

  • Abgeschlossene Berufsausbildung in dem Beruf, in dem Sie Lehrlinge ausbilden möchten.

Prüfung zum Ausbilderschein

Die Ausbildereignungsprüfung besteht aus zwei Teilen:

1. Schriftlicher Teil:
Zeit: Drei Stunden
Art: Offene und Multiple-Choice-Fragen
Know-How: Alle vier Handlungsfelder werden abgefragt

2. Praktischer Teil:
Dauer: ca. 30 Minuten
Art: Simulation einer Ausbildungssituation + Fachgespräch

Beide Teile gelten als bestanden, sobald jeweils 50 % der Maximalpunktzahl erreicht wurden.

Hinweis 1

Die Ausbildereignungsprüfung wird auch AEVO abgekürzt. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie diesen Begriff in diesem Zusammenhang öfter lesen.

Hinweis 2

Unter dem folgenden Link finden Sie ein hilfreiches YouTube-Video mit beispielhaften Fragen zum Fachgespräch der Prüfung: AEVO - Fragen Fachgespräch

AdA-Schein machen

2. Aufgaben als Ausbilder:in im Handwerk

Eines ist klar: Als Ausbilder:in im Handwerk erwartet Sie eine spannende und vielfältige Tätigkeit im direkten Austausch mit oft jungen Menschen. Einen Teil der möglichen Aufgaben haben wir ja bereits weiter oben im Abschnitt “Aufbau der Ausbildung” erwähnt, dennoch möchten wir auch hier weitere spezifische Aufgabenbereiche nennen:

  • Betrieblichen Ausbildungsplan erstellen
  • Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten
  • Vermittlung theoretischen Wissens
  • Erstellung des Ausbildungsvertrages
  • Auswahl der richtigen Lehrlinge
  • Wahl der passenden Ausbildungsmethoden
  • Betriebliche Leistungen der Lehrlinge bewerten
  • Arbeits- bzw. Lehrgangszeugnisse verfassen
  • Pädagogische Arbeit leisten
  • Auszubildenden über mögliche Weiterbildungen informieren
  • Unterstützung bzw. Vorbereitung auf die Gesellen- und Gesellinenprüfung
  • etc.

Wie Sie sehen, ist die Liste an Aufgabenbereichen und Pflichten wirklich lang und könnte noch unendlich weitergeführt werden. Langweilig wird es Ihnen als Ausbilder:in also definitiv nicht.

Ausbilder im Handwerk

3. Vorteile in der Arbeit als Ausbilder:in

Die Arbeit als Ausbilder:in in einem Handwerksbetrieb bringt einige wichtige Vorteile mit sich, die wir Ihnen an dieser Stelle nicht verheimlichen möchten.

Großartige Karrieremöglichkeiten: Der Fachkräftemangel hat zur Folge, dass immer mehr junge und noch unerfahrene Menschen ausgebildet werden müssen. Gleichzeitig steigt somit auch der Bedarf an hochwertigen Ausbildern und Ausbilderinnen. Außerdem ist die Arbeit als Ausbilder:in ein hervorragender Pluspunkt in Ihrem Lebenslauf, um irgendwann eine noch höhere Position anzustreben. Besonders Führungspositionen werden oft durch ehemalige Ausbilder:innen besetzt, da diese bereits Erfahrung im Führen und Leiten von Menschen mit sich bringen.

Erfüllende Tätigkeit: Ja, der Job als Ausbilder:in ist ein Job, der vielen Menschen Erfüllung und Spaß bringt. Ist es nicht großartig, junge Personen in einem wichtigen Lebensabschnitt tagtäglich zu begleiten und ihnen den richtigen Weg zu weisen? Außerdem können Sie sich der Dankbarkeit ihrer Auszubildenden sicher sein, falls sie in Ihnen nicht nur den/die “Ausbilder:in”, sondern sogar einen Ansprechperson sehen, die immer ein offenes Ohr für die Probleme seiner/ihrer Schützlinge hat. Übrigens: Als Ausbilder:in tragen Sie sogar einen bedeutenden Teil zu unserer Gesellschaft bei, da gut ausgebildete Fachkräfte extrem wichtig für den Wohlstand und das Ansehen jeder Nation sind.

Abwechselnde & individuelle Tätigkeit: Ausbilder:in zu werden bedeutet wenig Langeweile. Wieso? Weil die Arbeit als Ausbilder:in ein unglaublich facettenreiches Berufsfeld ist. Zum einen warten die bereits öfters erwähnten unterschiedlichen Aufgaben auf Sie, zum anderen haben Sie es immer wieder mit anderen bzw. neuen Auszubildenden zu tun, die alle unterschiedliche Persönlichkeiten mitbringen. Je nach Lehrling ist also Individualität gefragt, die Sie Jahr für Jahr vor neue spannende Herausforderungen stellen wird. Auch die richtige Kommunikation ist daher eine essentielle Säule im Umgang mit den einzelnen Schülerinnen und Schülern.

Ansehen im Unternehmen: Keine Frage, Ausbilder:innen zählen seit jeher zu den angesehensten Personen in einem Unternehmen. Jeder weiß, dass Ausbilder:innen maßgeblich zu einer rosigen Zukunft des Unternehmens beitragen können, indem sie erstklassige Fachkräfte entwickeln, die nach der Ausbildung auch weiterhin im Unternehmen bleiben möchten. Außerdem kosten gut ausgebildete Lehrlinge zu Beginn viel weniger Geld, da sie oft nach ein oder zwei Jahren wie echte Fachkräfte mithelfen können, ohne das gleiche Gehalt zu beziehen.

4. Persönliche Voraussetzungen an Ausbilder:innen

Ausbilder:innen sollten nicht nur fachliches Know-How und pädagogisches Wissen mitbringen, sondern auch über sehr wichtige persönliche Voraussetzungen verfügen. Die folgenden Bedingungen sind essentiell und entscheiden, ob ein:e Ausbilder:in langfristig in seiner/ihrer Tätigkeit erfolgreich sein wird.

Leben Sie vor!

Sie müssen Ihren Lehrlingen vorleben, was sie vermitteln. Nur so können Sie die Leidenschaft für ein bestimmtes Thema auch wirklich transportieren. Auszubildenden müssen das Gefühl bekommen, dass ihr:e „Lehrer:in” Freude an seiner Arbeit empfindet und zu 100 % hinter seinem Job steht. Ein:e Ausbilder:in, der/die dagegen den Eindruck erweckt, dass ihn/sie seine Arbeit unglaublich langweilt, wird nie wirklich erfolgreich werden und auch keine hochkarätigen Azubis ausbilden.

Spaß an der Arbeit mit jungen Menschen

Dieser Punkt gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen, wird aber häufig unterschätzt, da viele zukünftige Ausbilder:innen noch nie zuvor mit jungen Menschen gearbeitet haben. Ein Umstand, der vor allem zu Beginn durchaus herausfordernd sein kann, da speziell Teenager und junge Erwachsene oft eine etwas andere Lebenseinstellung an den Tag legen.

Unser Tipp dazu: Gehen Sie gedanklich in Ihre Jugend zurück und rufen Sie sich Ihre damaligen Werte in den Kopf. So können Sie junge Azubis leichter und besser verstehen. Außerdem ist es hilfreich, sich selbst zu fragen, was man vor vielen Jahren als Auszubildende gebraucht hätte, um mehr Freude an der Arbeit zu finden. Fakt ist: Je mehr Spaß ihre Lehrlinge an ihrer Arbeit haben, umso mehr Freude werden auch Sie in Ihr Arbeitsleben ziehen.

Voraussetzung Ausbilder

Gute Nerven

So viel Freude die Arbeit als Ausbilder:in bereiten kann, so anstrengend kann Sie manchmal auch sein. Nicht jeder/jede Auszubildende entpuppt sich als der Glücksgriff, für den man ihn nach dem Bewerbungsgespräch gehalten hat. Umso wichtiger ist es auch in dieser Situation die Nerven zu behalten und sich davon nicht langfristig beeinträchtigen zu lassen.

Freund:in & Chef:in spielen

Passend dazu ist es wichtig, eine Haltung einzunehmen, die je nach Bedarf zwischen Chef:in und Freund:in wechselt. Ja, es ist definitiv angebracht, auch mal strenge Worte zu verteilen. Speziell wenn ein oder mehrere Lehrlinge immer wieder aus der Reihe tanzen und noch nicht verstanden haben, dass die Schulzeit vorbei ist. Allerdings dürfen Sie auch gerne mal wie ein:e Freund:in zur Seite stehen und sich die Probleme Ihrer Schützlinge anhören oder sich einen Spaß erlauben. Schließlich sehen sie Sie öfters als die meisten anderen Menschen in ihrem Leben. Ziel ist es, ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen, damit die Auszubildenden gerne zu Ihnen in die Arbeit kommen und sich noch mehr engagieren.

Streng, nicht böse!

Wir kennen sie sicher alle: Ausbilder:innen, die mürrischer sind als Bud Spencer. Ausbilder:innen, denen man bereits aus 10 Kilometern Entfernung die fehlende Freude am Job ansieht. Ausbilder:innen, die gerne mal cholerische Anfälle haben und Lehrlinge durch die ganze Halle jagen. Ganz ehrlich: Sollten Sie sich davon angesprochen fühlen, suchen Sie sich bitte einen anderen Job und werden sie kein:e Ausbilder:in. Strenge ist nicht mit Bosheit gleichzusetzen. Ja, sie sollten bestimmend und klar auf ein Problem hinweisen und dieses mit Autorität aus der Welt schaffen. Sie sollten allerdings nicht andere Menschen vor der gesamten Belegschaft völlig respektlos erniedrigen. Möchten Sie selbst so behandelt werden? Falls die Antwort “Nein!” lautet, dann lassen Sie es bitte sein.

Hohe Verantwortungsbereitschaft

Ausbilder:in zu werden heißt Verantwortung zu übernehmen! Menschen zu führen und ihre Entwicklung voranzutreiben, geht immer mit einem großen Maß an Verantwortung einher. Auch wenn dies im ersten Moment ein wenig “übertrieben” klingen mag, sind Sie als Ausbilder:in maßgeblich dafür verantwortlich, die nach uns kommende Generation in die richtige Richtung zu lenken und somit die Zukunft von uns allen in einem kleinen Teil mitzugestalten. Jeder gut ausgebildete Azubi ist eine Bereicherung für die gesamte Welt. Egal ob er am Ende in Ihrem Betrieb bleibt oder sich vielleicht sogar dazu entscheidet, als Handwerker:in eine gemeinnützige Organisation im Ausland zu unterstützen.

5. Fazit zum Thema „Ausbilder:in werden im Handwerk”

Fassen wir am Ende dieses Textes die wichtigsten Infos noch mal zusammen:

  • Nur mit dem Ausbilderschein darf man andere ausbilden.
  • Um Ausbilder:in werden zu dürfen, benötigt man eine abgeschlossene Berufsausbildung.
  • Die Ausbildung zum/zur Ausbilder:in ist in vier Handlungsfelder aufgeteilt.
  • Die Prüfung zum/zur Ausbilder:in besteht aus einem praktischen und einem schriftlichen Teil.
  • Die Aufgaben als Ausbilder:in sind vielfältig und abwechslungsreich.
  • Ausbilder:innen haben unterschiedliche Vorteile wie große Karrierechancen, ein hohes Ansehen im Unternehmen, eine bessere Bezahlung und eine erfüllende Tätigkeit.
  • Um Ausbilder:in zu werden, bedarf es einiger persönlicher Voraussetzungen, die Ihnen und Ihren Lehrlingen die Arbeit deutlich erleichtern.

Am Ende des Tages ist die Position eines Ausbilders und einer Ausbilderin im Handwerk sicher nicht für jede:n das Richtige, da sie mit großer Verantwortung einhergeht und der menschliche Kontakt mit jungen Menschen im Vordergrund steht. Sollten Sie sich mit den angesprochenen Infos allerdings identifizieren können, wird Sie ganz sicher eine tolle Tätigkeit in einer zukunftsträchtigen Branche erwarten!

FAQ - Ausbilder:in werden

Wie üblich finden Sie auch am Ende dieses Beitrags ein kleines FAQ, in dem wir die wichtigsten Fragen zum Thema “Ausbilder:in werden” nochmals kurz und knackig beantworten.

Die wichtigste Voraussetzung ist der Ausbilderschein - auch ADA-Schein genannt. Nur mit diesem dürfen Sie Ausbilder:in werden. Um den Schein zu erhalten, müssen Sie die Ausbildung der Ausbilder:innen absolvieren.

Außerdem sollten Sie weitere persönliche Voraussetzungen erfüllen und mitbringen. Zum Beispiel eine ausgeprägte Verantwortungsbereitschaft, Freude an der Arbeit, ein belastbares Gemüt und auch jede Menge Einfühlvermögen.

Die Aufgabenbereiche von Ausbilder:innen sind vielfältig. Von der Erstellung des Ausbildungsplans über die Wissensvermittlung bis hin zur persönlichen Betreuung der Lehrlinge dürfen Sie sich auf eine Vielzahl abwechslungsreicher Pflichten freuen. Unterschieden wird zwischen den folgenden vier großen Handlungsfeldern:

  • Ausbildungsvoraussetzungen prüfen & die richtigen Azubis wählen
  • Ausbildung planen & vorbereiten
  • Ausbildung durchführen
  • Ausbildung abschließen
Ausbilder:in zu werden bringt einige große Pluspunkte mit sich. Zum Beispiel ein hohes Ansehen in Ihrem Unternehmen sowie hervorragende Karrieremöglichkeiten. Außerdem ist die Arbeit als Ausbilder:in eine sehr erfüllende und einzigartige Tätigkeit, die mit jeder Menge Abwechslung und immer wieder neuen Überraschungen einhergeht. Langweilig wird es Ihnen nie!

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